Seafrog ist kein netter kleiner Indie-Plattformer, den man mal eben durchhüpft, während der Kaffee noch durchläuft. Nein, hier steckt mehr drin als in so manchem Triple-A-Titel. Entwickelt wurde der Spaß von Oh My Me Games und vertrieben von Rogue Games. Released wurde das Ganze am 15. April 2025 für den PC, exklusiv über Steam – und ja, es läuft ziemlich gut auf dem Steam Deck, falls du gern unterwegs ins virtuelle Froschloch abtauchst.
Was dich erwartet? Eine herrlich absurde Reise durch verrostete Schiffe, mit einem Frosch auf einem Skateboard, einem fliegenden Holzbein-Begleiter und Kämpfen, die dich an Dark Souls und Sekiro erinnern – inklusive Schwitzen, Fluchen und dem süßen Geschmack des Triumphs nach einem perfekt getimten Parry. Linear? Ja. Leicht? Nein. Langweilig? Auf keinen Fall.
Ribbit like a Boss
Das Kampfsystem ist der heimliche Star von Seafrog. Klar, auf den ersten Blick denkst du dir: Ist doch nur ein hüpfender Frosch mit ’nem Skateboard, was soll da schon tricky sein. Aber dann haut dir das Spiel ein Parry-Fenster hin, das so eng ist, als würdest du versuchen, einen USB-Stick beim ersten Mal richtig rum reinzustecken. Jeder Gegner ist eine kleine Prüfung – blocken, ausweichen, kontern – und wenn du’s versaust, gibt’s direkt eine Lektion in pixeliger Demut.

Besonders cool: Manche Moves erinnern richtig an Sekiro, nur halt mit mehr Quak und weniger Katanas. Wer hier durchkommen will, muss seine Reflexe polieren und sich die Mechaniken wirklich draufschaffen. Einfach nur Button-Mashen? Keine Chance. Aber genau das macht den Reiz aus. Wenn der Flow einmal sitzt, fühlt sich jeder Kampf an wie ein kleiner Sieg über den eigenen Froschinstinkt.
Skate oder stirb – auf rostigem Stahl
Die Bewegung in Seafrog ist so ein Ding für sich. Dein Frosch brettert nicht einfach von links nach rechts – er grinded, springt, macht Tricks mit einem raketengetriebenen Schraubenschlüssel und sieht dabei so lässig aus, dass Tony Hawk wahrscheinlich kurz zuckt, wenn er’s sieht. Die Level sind clever gebaut und fühlen sich oft mehr nach Skatepark als nach Plattform aus – mit Rampen, Halfpipes und versteckten Routen, die du erst erreichst, wenn du den Trick-Meter richtig nutzt.

Und genau hier schlägt das Herz des Spiels: Du kombinierst Bewegung mit Kampf, jonglierst Boost-Leiste und Angriffsmuster und musst oft on the fly entscheiden, ob du stylisch oder sicher spielst. Spoiler: Stylisch ist meistens gefährlicher, aber auch deutlich cooler. Und mal ehrlich – wer will schon wie ein braver Frosch von A nach B hüpfen, wenn man dabei auch ein 360 Ribbit mit Boost-Bomb hinterherjagen kann?
Story aus der Dose – aber mit Seele
Seafrog versucht gar nicht erst, dir eine epische Weltrettungs-Story aufs Auge zu drücken. Stattdessen bekommst du ein simples Setup: Frosch fällt in ein komisches Meeresloch, trifft auf einen schwebenden Holzbein-Kumpel namens Captain Woodsbeard, und gemeinsam versuchen sie, irgendwie wieder rauszukommen. Klingt schräg? Ist es auch – aber genau das macht den Charme aus.


Die Welt ist skurril, die Dialoge haben Witz, und obwohl nie viel geredet wird, fühlst du dich schnell heimisch in dieser rostigen, leicht bekloppten Schiffslandschaft. Jedes Kapitel bringt neue Gegnertypen, Bossfights mit Charakter und kleine Momente, bei denen du kurz innehältst und denkst: Ey, das ist irgendwie liebevoll gemacht. Die Geschichte ist wie eine gute Skate-Session – sie muss nicht viel erklären, sie muss sich einfach gut anfühlen. Und das tut sie.
Pixelpolitur und Schiffsgeräusche
Optisch ist Seafrog ein buntes Durcheinander mit Stil. Der Look erinnert an diese alten Cartoon-Serien, die ein bisschen schmuddelig, aber irgendwie charmant sind – so als hätte jemand Wind Waker, Ed Edd & Eddy und ein altes Piratenposter in einen Mixer geworfen. Die Animationen sind flüssig, die Gegner haben Charakter, und die Level sehen trotz rostigem Metall und Algenüberzug nie gleich aus. Auch technisch läuft das Ding sauber: keine Framedrops, keine Bugs, die dich aus der Bahn werfen – höchstens mal ein Soundloop, der ein bisschen zu enthusiastisch weiterspielt.


Die Musik ist solide, aber nicht der große Ohrwurm – da geht noch was. Dafür machen die Soundeffekte Laune: Wenn dein Frosch mit einem satten KLONK seinen Schraubenschlüssel ins Blech donnert, fühlt sich das einfach richtig an. Es ist kein audiovisuelles Meisterwerk, aber es weiß ganz genau, was es sein will – und das ist mehr wert als sterile Perfektion.

Ein Frosch, der bleibt
Seafrog ist kein Spiel für Leute, die sich abends mal schnell berieseln lassen wollen. Es verlangt Aufmerksamkeit, Geduld und den Willen, sich reinzubeißen. Aber genau das macht’s so gut. Die Mischung aus knackigem Kampfsystem, kreativer Bewegung und charmantem Stil ist selten – und ja, es ist schwer, manchmal auch richtig fies, aber nie unfair.
Wer Bock auf ein Spiel hat, das sich wie eine Mischung aus Soulslike-Parry-Festival und Skateboard-Show im Froschkostüm anfühlt, der wird hier fündig. Es ist linear, klar, aber dafür durchdacht – kein Open-World-Leerlauf, sondern ein fokussiertes Abenteuer, das sich nicht versteckt. Und wenn du es am Ende durchziehst, sitzt du da, schwitzend, grinsend, ein bisschen stolz – und denkst dir: Der kleine grüne Kerl kann was. Und ich auch.